Fast genau diese Rede wurde schon mal gehalten. Genau hier. Manche von euch haben diese Rede schon mal gehört. Genau hier. Manche von euch waren schon mal an dieser Demo. Haben schon mal in etwa diese Schilder gemalt, Eichwäldli dies das, Lebensraum, Freiraum, Lebendige Quartiere und so weiter. Oder eben nicht die genau gleichen, nicht exakt. Wir massen uns ja an, auf der einfallsreichen Seite der Geschichte zu stehen. Denn wäre es nicht so; dieses Haus stünde nicht mehr oder wäre bestenfalls ein Materiallager.
Es ist ja wirklich beinahe dieselbe Geschichte: Einmal mehr muss die Familie Eichwäldli ausziehen. Einmal mehr fällt das Haus jeden Moment zusammen. Insbesondere jeweils direkt nach dem Auslaufen der aktuellsten Nutzungsvereinbarung. Gerade wurde die Gefährlichkeit der Lage um zwei Wochen nach hinten verschoben. Dann am 15. Februar wird es hier besonders gefährlich sein. Nicht dass wir uns falsch verstehen, wir sehen, dass das Haus schief ist. Wir verstehen, dass konkrete Massnahmen nötig sind, um die sichere Nutzung längerfristig zu ermöglichen. Wir verstehen, dass dies Kosten verursacht. Wir bieten der Stadt seit zwei Jahren in aller Deutlichkeit an, dass wir diese Kosten selber stemmen, die bautechnischen Veränderungen veranlassen, die Verantwortung übernehmen wollen. Dass das nicht geht, ist keine Frage der Sicherheit. Es ist eine politische Frage. Drum stehen wir noch hier. Drum stehen wir wieder hier.
Danke seid ihr wiedergekommen. Danke seid ihr nicht müde von den immer gleichen Worthülsen aus den formellen Stellungnahmen. Nicht müde, den gleichbleibend faden Argumenten zu trotzen! Den zehrenden Kompromissen Stand zu halten. Den vorgeschobenen Bedenken zu misstrauen, die so oft repetiert werden, dass wir alle hie und da Gefahr laufen, sie als Grund zu akzeptieren.
Und wenn es die Stadt nicht mal schafft, ihre eigenen Richtlinien zu partizipativen Prozessen zu befolgen, sehen wir uns befeuert in unserer lauten Kritik.
Euer Apparat wankt in obszöner Unglaubwürdigkeit.
Ihr nervt grausam mit eurer Entscheidungsgewalt, in der ihr noch die Frechheit besitzt zu behaupten es sei für die Stadt, wie ihr entscheidet. Wer ist denn diese Stadt, der gegenüber ihr euch der Rechenschaft schuldig glaubt?
Wir wollen in einer Stadt leben, die formbar ist. Im kleinen und ganz unkomplizierten, im Alltäglichen, in jeder Begegnung. In einer Stadt aber, die diese Formbarkeit auch im Grossen behalten kann! Sie nicht niederschmettert, erstickt in der endlosen Maschinerie der Bürokratie. In einer Stadt, die nicht erstarrt in der trostlosen Zähheit der Bewilligungsverfahren, sich nicht bremsen lässt von der Feigheit der Entscheidungsbefugten mit ihrem starren Blick auf Budget und dem ängstlichen auf die Wiederwahl. Wir wollen in einer Stadt leben, in der mutige Entscheidungen getroffen werden, in der Motivation und Initiative hochgehalten werden, in der Veränderung passieren kann. Wir wollen machen, leben. Nicht nur planen. Und vor allem wollen wir nicht geplant werden.
Drum stehen wir immer noch hier. Drum stehen wir wieder hier. Für die Pläne und Ideen für diesen Ort, die hier wachsen, im Eichwäldli, im Quartier. In den Köpfen und Händen der Menschen, die hier Zeit verbringen. Stehen wir zusammen ein, für diese andere Stadt, eine Stadt in der wir leben wollen. Die Platz hat. Die formbar ist.
Kommt wir brechen auf, ziehen durch die Strassen. Freuen uns, dass wir zusammen unterwegs sein können. Vorsichtig, mit Abstand. Es gibt vieles, auf das wir acht geben sollten gerade. Geben wir aufeinander acht.